Teil I (Vortrag)

Prüfungsthema – Auf den Andamanen

Das Erdbeben 2004 im Indischen Ozean, auch Sumatra-Andamanen-Beben genannt, war das drittstärkste jemals aufgezeichnete Beben und löste eine Reihe von verheerenden Tsunamis an den Küsten aus.

An vielen Küstenabschnitten verbrachten Touristen ihren Weihnachtsurlaub. Insgesamt starben durch das Beben und seine Folgen etwa 230.000 Menschen, viele Küstenbewohner wurden obdachlos.

Aufgaben:

  1. Ordnen Sie das Erdbeben in eine plattentektonische Karte ein. Erklären Sie die Ursache von diesem Beben.
  2. Das Klimadiagramm von Port Blair erscheint auf den ersten Blick außergewöhnlich. Begründe den Temperatur- und Niederschlagsverlauf.
  3. Die Entwicklung des Tourismus auf den Andamenen birgt Chancen und Risiken. Die indische Forscherin S. Vijaykumar fragt: „Es wird viel von Ökotourismus gesprochen, aber was bedeutet das?“ Bewerten Sie die Entwicklung des Tourismus auf den Andamenen. Neben Sie dabei Bezug auf die Frage der Forscherin.

M 1 Epizentren und betroffene Küsten des Sumatra-Andamenen-Bebens

File:Indischer Ozean Beben2004.png
Manfred Werner, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

M 2 Klimadiagramm Port Blair (Andamanen)

File:Klimadiagramm-deutsch-Port Blair (Andamanen)-Indien.png
Hedwig in Washington, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

M 3 Tourismus als Chance oder Risiko?

Die Andaman und Nikobar Inseln mitten im Ozean zwischen Indien und Thailand sind ein verschlafener Ort. Die nur rund 350.000 Einwohner verteilen sich auf die etwa vierzig bewohnten Inseln. Bis vor wenigen Jahren verliefen sich nur eine Handvoll Individualtouristen hierher. Doch seit Indiens Wirtschaft wächst und damit eine wohlhabender werdende Mittelschicht entstanden ist, haben auch die Inder das Reisen entdeckt. Und die Andamanen gelten als Traumziel, vor allem für Paare auf Hochzeitsreise.

Die Inseln dienen auch als Militärstützpunkt, quasi als Vorposten Indiens im maritimen Einflussbereich seines Erzrivalen China. Indien unterhält hier eine Abhörbasis. Deshalb waren die Inseln auch lange Zeit streng abgeschottet. Noch sind selbst für Inder nur rund 40 von ihnen freigeben. Ausländische Gäste brauchen eine spezielle Aufenthaltserlaubnis und dürfen nur einen Monat am Stück bleiben.

Nur mit Fähren gelangt man von einer Insel zur anderen. Für jene, die abseits der Hauptrouten liegen, muss man sogar ein privates Boot mieten. Obwohl die Region traumhaft schön ist, entwickelte sich deshalb der Tourismus nur langsam. Die ersten, die kamen, waren Rucksacktouristen aus Europa, Amerika, Israel oder Japan.

Mit den Jahren kamen die Rucksacktouristen regelmäßig, aber immer nur eine Handvoll auf einmal. Sie kampierten in Zelten am Strand. Lodges und Restaurants gab es zunächst noch nicht. Später sind neben einfachen Lodges auch einige teure Resorts entstanden. Vor allem Besucher vom Festland Indiens übernachten dort, Familien oder frisch verheiratete Paare. Die meisten sind auf einer pauschal organisierten Rundreise und bleiben nur eine Nacht, dann geht es schon weiter zur nächsten Insel. In den letzten fünf bis zehn Jahren ist die Anzahl der Besucher auf den Andaman Inseln drastisch gestiegen. Ein Großteil besteht mittlerweile aus Pauschaltouristen vom Festland.

„Inseln haben eine Grenze, was sie verkraften können. In diesem Mikrokosmos sieht man die Auswirkungen der von Menschen verursachten Gefahren viel deutlicher: Die Hauptbedrohungen sind unkontrollierter Tourismus, Steigerung der Fischerei und Ressourcenverbrauch: Trinkwasser, Land, kultivierbarer Boden. Wenn der Tourismus weiter so steigt wie bisher und die Tragfähigkeit nicht mitberücksichtigt wird, dann kann es hier schnell schwierig werden. Die Frage ist: welche Art von Tourismus will man hier? Es wird viel von Ökotourismus gesprochen, aber was bedeutet das?“ (Savita Vijaykumar)

Für nachhaltigen Tourismus bieten die Andamanen sehr viel Potential, vor allem für Outdoorsportarten. Die Riffe rund um die Inseln gehören zu den schönsten Tauchgründen der Welt. Riffhaie, Rochen, bunte Tropenfische, Seeschlangen tummeln sich dort. Wer Glück hat, bekommt gar eines der seltenen Dugongs, auch Gabelschwanzseekühe genannt, oder ein paar Delfine zu Gesicht. Doch die Unterwasserwelt auf den Andamanen ist sehr sensibel. Die Klimaerwärmung setzt den Korallen stark zu. Dazu kamen drei schwere El Ninos in den letzten zwanzig Jahren, die die Korallen bleichen ließen. Sollte sich die Zahl der Touristen weiter in dem Maße erhöhen wie bisher, sind sie in ihrem Bestand gefährdet.

Ein weiterhin stark steigender Tourismus birgt für die Andaman Inseln auch ein kulturelles Risiko. Denn dort leben noch einige Ethnien von Ureinwohnern, rund 1000 Menschen insgesamt. Diese Jäger und Sammler wollen keinen Kontakt mit der Zivilisation. Die Sentinelesen, die auf einer kleinen isolierten Insel leben, wehren sich sogar mit Pfeil und Bogen gegen jegliche Eindringlinge. Selbst indische Behördenvertreter können die Insel nicht betreten. 

Noch sind die Mitte und der Norden der Hauptinseln kaum touristisch erschlossen. Nur wenige Individualreisende verirren sich in die kleinen, verschlafenen Ortschaften. Aber die Gegend birgt sehr viel Potential, mit seinen endlosen einsamen Stränden, an denen Schildkröten ihre Eier ablegen, den Mangrovenwäldern, Trekkingrouten und Kalksteinhöhlen. Sollten die großen Reiseanbieter beginnen, die Gegend in ihren Programmen zu vermarkten, dann wird es um die Zukunft der Indigenen schlecht bestellt sein.

gekürzt und verändert nach einem Beitrag von Nicole Graaf (2017) https://www.deutschlandfunkkultur.de/indische-andaman-inseln-tourismus-als-chance-oder-risiko.979.de.html?dram:article_id=378333